Besetzung

Solange unser Leben in den Bäumen hängt, werden sie nicht gefällt. Darum sind wir hier und darum bleiben wir, bis die Kanalverbreiterung endgültig gestoppt ist und die Bäume erhalten bleiben. Damit wir den Winter gut überstehen können haben wir ein Baumhaus in die Bäume gebaut und verharren jeden Tag dort. So konnten wir bereits seit unserer Ankuft Anfang Oktober verhindern, dass weitere Bäume gefällt werden.

Das Baumhaus „Villa Kanalblick“. (Zu sehen ist ein kleines Waldstück. In den Bäumen befindet sich ein Baumhaus aus Planen und Paletten, auf dem Boden sind Planen gespannt. An einem Baum hängt ein gelbes Kreuz.)

So viel Zuspruch, wie es für die Mahnwache gibt, so viel gibt es auch für die Besetzung. Wir bekamen so viele Spenden, dass es uns an nichts mangelt! Von Schrauben über Paletten, Winterkleidung und Schlafsäcken bis zu Powerbanks und Campingkochern war alles dabei.

Wenn du die Menschen in der Besetzung unterstützen willst, komm‘ einfach vorbei oder schreib uns eine E-Mail. Schau auch gern mal auf unsere Wunschliste. Wenn du etwas davon zuhause hast und nicht mehr brauchst, bring es gern vorbei! Bitte kauf‘ nicht extra neue Dinge, um sie uns vorbei zu bringen.


Wieso besetzen wir eigentlich die Bäume am Kanal? Offensichtliche Antwort: Weil wir nicht wollen, dass sie abgeholzt werden. Aber warum nicht? Ist die Abholzung nicht erforderlich, um den Kanal auszubauen, was uns dabei hilft, LKWs von der Straße zu holen? Solche Fragen hören wir öfters, deshalb sollen sie hier einmal aus der Perspektive der Baumbesetzis beantwortet werden. Wir leben in einem System (Kapitalismus), das auf Wachstum und daher einhergehend auf Ressourcenausbeutung beruht. Das bedeutet, damit das System bestehen kann, muss die Wirtschaft wachsen. Deshalb werden sich Menschen und Institutionen mit entsprechender politischer Verantwortung (z.B. Wissing oder das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt (die sind verantwortlich für den Kanalausbau)) bei einer Entscheidung zwischen Nachhaltigkeit und Wachstum immer für Wachstum entscheiden. Heißt hier konkret: Wenn der Kanal ausgebaut sein wird, wird es nicht weniger LKW-Verkehr geben; es wird nur mehr Gütertransport geben. Das ist schon daran offensichtlich erkennbar, dass gleichzeitig Autobahnen massivst ausgebaut werden.

Stattdessen brauchen wir aber genau das Gegenteil: Weniger Gütertransport! Denn zum einen sind allein 1/3 der transportierten Güter auf dem Kanal fossile Güter. Es ist offensichtlich, dass wir für eine klimagerechte Welt solche fossilen Güter nicht mehr verwirtschaften dürfen. Und zum anderen leben wir schon jetzt deutlich über den Kapazitäten der Erde: wir nehmen mehr Ressourcen, als diese langfristig bieten kann. Das funktioniert nur dadurch, dass viele dieser Ressourcen durch neokoloniale Ausbeutung des sogenannten globalen Südens gewonnen werden.

Wir stellen uns also nicht nur gegen die Kanalverbreiterung, sondern auch gegen das System, das diese nötig macht: Gegen den neokolonialen fossilen Kapitalismus! 🔥

Keine Baumfällungen für kapitalistischen Wachstumswahn! Keine Kanalverbreiterung!